Am Mittwoch, den 11.12.2024 um 17:00 Uhr findet im Eichsfeldmuseum unser traditionelles Adventskonzert mit der Lorenz-Kellner-Schule statt.
_____________________________________________________________________________________
Großbartloff besitzt einen Schatz zur Weihnachtszeit
Verfasser: Günter Liebergesell
In dem Eichsfelddorf Großbartloff gibt es in der Weihnachtszeit etwas Besonderes zu bestaunen. Nach über 50 Jahren kann man von Heiligabend bis Ende Januar die lange verschollene, legendäre Holtmann-Krippe bewundern. Im Lukasevangelium heißt es: „und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (1)
Diese Szene, die der Evangelist hier beschreibt, bildet die Grundlage für alle Krippendarstellungen. Als Erfinder der Weihnachtskrippe wird oft der heilige Franz von Assisi bezeichnet. Genau genommen begründete er das Krippenspiel. Am Weihnachtsfest des Jahres 1223 stellte er im italienischen Kloster Greccio anstelle der Predigt das Weihnachtsgeschehen mit Menschen und Tieren nach. Die ersten statischen Krippen entwickelten sich im 14. und 15. Jahrhundert. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts wurden sie in immer mehr katholischen Kirchen in Europa aufgestellt. Besondere Beachtung fand eine Krippe, mit lebensgroßen Figuren, der Jesuiten in Prag. (2) So gilt die 1562 von Jesuiten aufgestellte Weihnachtsdarstellung in der Prager St.-Klemens-Kirche als erste Nennung einer Krippe im heutigen Sinn. Die Darstellung der Geburt Christi hat sich zur christlichen Tradition entwickelt und Weihnachtskrippen sind bis heute fester Bestandteil des kirchlichen und häuslichen Weihnachtsschmucks.
Doch was ist eine Holtmann-Krippe?
Jakob Holtmann geboren am 14. März 1863 in Winnekendonk, nahe der Stadt Kevelaer, erlernte in Emmerich den Beruf eines Schreiners und arbeitete zunächst in Köln, Berlin und München. In der bayerischen Hauptstadt besuchte er die Kunstgewerbeschule bei Anton Hess und die Kunstakademie bei Josef Eberle. Am 11. Oktober 1888 schrieb er sich an der Bildhauerschule an der Münchner Akademie ein. Nach weiteren Jahren bei Professor Philipp Perron in München und dem Denkmalplastiker Wilhelm Albermann in Köln ließ sich Holtmann um 1892 in Kevelaer nieder. Jakob Holtmann war bereits mit historistischen Kirchenausstattungen vor allem am Niederrhein in Erscheinung getreten und hatte neben seinen in Holz geschnitzten Weihnachtskrippen, auch Vorlagen für Gipskrippen geliefert. Diese produzierten bereits um das Jahr 1900 vor allem die „Katholischen Volkskunst Anstalten“ (KVA) in Kevelaer. Studienreisen führten Jakob Holtmann durch Deutschland, nach Paris, Reims und Straßburg. Nach dem Tod des Osnabrücker Dombildhauers Heinrich Seling, kam Holtmann 1914 auf Initiative des späteren Erzbischofs Hermann Wilhelm Berning nach Osnabrück. Dort übernahm er die Werkstatt des Bildhauers Seling. In Holtmanns Atelier waren um 1925 etwa 15 Personen beschäftigt, darunter Schnitzer, Ornamentierer, Maler und Tischler. Seine letzten 20 Lebensjahre verbrachte er in Osnabrück. Eine seiner bedeutendsten Arbeiten ist die Weihnachtskrippe des Osnabrücker Domes, für die er 10 Jahre, von 1919 bis 1929, benötigte. Mit ihren insgesamt 46 Figuren ist sie die größte und die bedeutendste Krippe des Osnabrücker Landes und des Emslandes. Jakob Holtmann war kein Anhänger der Moderne, sondern orientierte sich viel mehr an klassisch-romantischen Darstellungsarten. Seine Figuren sind detailgetreu und ausdrucksstark und dieser Linie blieb er auch in seinen Krippenfiguren treu. Er fertigte auch die Modelle für die Krippe in Großbartloff.
Maria vor und nach der Restaurierung
Die Nachfrage nach farblich gefälligen, dem volksfrommen Geschmack entgegenkommenden Krippen war groß. Vor weniger begüterte Kirchengemeinden, wie auch die in Großbartloff, entschieden sich für die günstigeren, seriell hergestellten Gipsvarianten, die in katalogartigen Fotoalben ausgewählt wurden und in Figurenhöhen von 30 Zentimeter bis zu einem Meter erhältlich waren. Großbartloff entschied sich für die 100 cm großen Figuren. (3) Während der Renovierung von 1968 bis 1972, wurde der Innenraum der Kirche St. Peter und Paul in Großbartloff verändert und in dieser Zeit wurden auch die Krippenfiguren ausgelagert. In einer großartigen Gemeinschaftsleistung ist es den Krippenfreunden gelungen, die 100 cm großen Figuren, auf Dachböden, in Scheunen aufzustöbern und wieder zusammenzuführen. Der Zahn der Zeit hatte aber mächtig an ihnen genagt. Die Krippenfreunde riefen eine Spendenaktion ins Leben, die die Restaurierung der Figuren ermöglichte. Heute erstrahlen die Figuren wieder in ihrem alten Glanz und warten darauf von vielen Gästen bewundert zu werden. Die Kirche St, Peter und Paul in Großbartloff ist ganztägig bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Zu Weihnachten im Jahr 2022 war die Krippe ausnahmsweise im Chor der Kirche St. Peter und Paul aufgebaut. Seit 2023 steht sie in der Beichtkapelle. Hier wurde im Jahr 2023 eigens für diese Krippe ein Podest gebaut.
Im Chor der Kirche wird, wie in den letzten Jahrzehnten, die Krippe mit dem schönen Fachwerkstall aufgestellt So kann man in Großbartloff auf dem Krippenweg sogar zwei Weihnachtskrippen besichtigen. Nach Voranmeldung ist auch eine Führung an der Krippe und im Kirchraum möglich. Wenden Sie sich da bitte, oder für weitere Informationen an:
- Pfarrbüro St. Anna Tel.: 036027 789993
- Frau Fiege Tel.: 017684015536 oder an
- Frau Fischer Tel.: 036027 70676
Wenn sie etwas für den Erhalt der Krippen besteuern möchten und Spenden sind willkommen, gibt es hier eine Bankverbindung:
Katholisches Pfarramt St Anna,
VR Bank Westthüringen,
IBAN: DE03 8206 4038 0000 2397 47
Verwendungszweck: Holtmann-Krippe. (4)
Literatur:
- Das Evangelium nach Lukas, Kapitel 2,7
- www.donbosco-magazin.eu „Über die Herkunft und Bedeutung der Weihnachtskrippe“, 12.11.2022
- Lingens, Peter: Der Bildhauer Jakob Holtmann (1863–1935). In: Unsere Heimat. Blätter des Vereins für Heimatschutz und Museumsförderung e.V. Kevelaer, 88 (1997). Teil 1 in Nr. 2, S. 65–66; Teil 2 in Nr. 3, S. 69–71.
- Flyer der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul Großbartloff
Bildnachweis:
- Bild (1) Jakob Holtmann, (Mit freundlicher Genehmigung, Archiv, Verein der Krippenfreunde Osnabrücker Land und Emsland e.V.)
- Fotos – Marie-Theres Fiege
——————————————————————————————————————————–
Wenn Sie noch nicht Mitglied des HGMV sind, dieses aber werden möchten, dann finden Sie auf dieser Homepage unter „Mitglied werden“ alle nötigen Unterlagen.
—————————————————————————————————————————-